Die erste Überraschung brachte am Mittwochmorgen der Wahlausgang und die Tatsache mit sich, dass nicht Hillary Clinton sondern Donald Trump ins Weiße Haus einziehen wird. Die nächste und weitaus größere Überraschung folgte im weiteren Handelsverlauf. Die weltweiten Aktienmärkte reagierten nach dem ersten Schock positiv und beendeten den Handelstag deutlich im Plus. Diese Gewinne konnten darüber hinaus bis ins Wochenende gerettet und verteidigt werden. Dabei konnten neben Bank- und Pharmawerten vor allem Industriewerte hohe Gewinne verbuchen. Erst jetzt wird klar, dass es unter Donald Trump als US-Präsident nicht nur Verlierer gibt, sondern einige Branchen zu den Gewinnern zählen dürften.
Marktsituation S&P 500 – 14. November 2016
Die US-Börsen haben in der vergangenen Woche vor allem eins deutlich gezeigt. Der Blickwinkel ist entscheidend und nur der Markt allein entscheidet, wie er die Dinge sieht.
Vor der Wahl überwog insbesondere die Angst, dass die Weltwirtschaft durch einen US-Präsidenten Donald Trump deutlich in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Dabei herrschte insbesondere Unsicherheit über die geopolitischen Folgen sofern die bestehenden Handelsabkommen durch die USA aufgekündigt werden. Hieran hat sich zwar noch nicht zwingend etwas verändert, da das Risiko von Neuverhandlungen über die Handelsabkommen weiter absolut intakt ist, der Markt hat sich aber nun dazu entschieden, Donald Trump unter einem anderen Blickwinkel zu betrachten und ihn nicht mehr als Börsenschreck sondern als Wirtschaftsfreund und Unternehmer zu sehen. Plötzlich steht nicht mehr der globale Handelskrieg im Fokus sondern die Chance, das Wirtschaftswachstum in den USA neu zu beleben und für die US-Börsen sind eben die Unternehmensgewinne und Firmenergebnisse entscheidend.
Davon haben insbesondere vier Branchen in den letzten Tagen stark profitiert, was hauptsächlich auf die Reformpläne Trumps zurückzuführen ist.
„Deregulation“ und „Deficit Spending“ sind dabei zwei entscheidende Begriffe. Donald Trump ist als Geschäftsmann kein Freund von Regulierungen und Beschränkungen und davon werden die Unternehmen unter einem Präsidenten Trump größtenteils profitieren.
Hieraus konnte insbesondere der Bankensektor Kapital schlagen. So plant Trump bspw. die Bankenkontrolle zu entschärfen und das Verbot, auf eigene Rechnung zu spekulieren, wieder aufzuheben. Ob das am Ende zu einer Finanzkrise 2.0 führt darf zumindest diskutiert werden.
Auch der Pharmasektor konnte von dem Ausgang der US-Präsidentschaftswahl deutlich profitieren und zwischen 5 und 11 Prozent zulegen. Dies ist ganz einfach darauf zurückzuführen, dass die unter Hillary Clinton befürchtete Preisobergrenze für viele Medikamente nun vom Tisch ist. Gerade in den USA hatten zuletzt einige Pharmaunternehmen mit dem zunehmenden Preisdruck zu kämpfen. Hier haben sich die Aussichten jetzt deutlich aufgehellt. Für die Aktionäre ist dies positiv. Für die Bevölkerung allerdings bleiben wichtige Medikamente ein hoher Kostenfaktor.
Neben den beiden o.g. Branchen konnten zudem die Baumaschinenkonzerne wie Caterpillar , Atlas oder Astec profitieren. Hier lagen die Kursgewinne zwischen 7 Prozent und 15 Prozent. Im selben Zug konnte auch die Stahl- und Kohlebranche nach der Wahl deutlich zulegen. Die größten Profiteure waren hier bspw. US-Steel und Peabody mit Kursgewinnen um die 20 Prozent.
Diese Sektoren profitieren vor allem davon, dass Donald Trump staatliche Infrastrukturprogramme auflegen will, um zum einen die marode Infrastruktur aufzurüsten und zum anderen 25 Millionen neuer Arbeitsplätze zu schaffen. Der Kohlebergbau würde weiterhin durch Deregulierung und dem Abbau von Umweltauflagen profitieren.
Unterm Strich haben die geplanten Maßnahmen unter Donald Trump durchaus das Potenzial das Wirtschaftswachstum anzufachen. Für die Aktionäre bleiben in diesem Bereich nur positive Aspekte. Der Umweltschutz, Medikamentenpreise und Banken an einer lockeren Leine bringen allerdings auch erhebliche Risiken mit sich. Damit steht fest, dass „Nachhaltigkeit“ unter einem US-Präsidenten Donald Trump nicht unbedingt großgeschrieben wird.
Nachdem der S&P den wichtigen Unterstützungsbereich zwischen 2.120 Punkten und der 200er-EMA vor der Wahl bereits unterschritten hatte, befindet dieser sich jetzt wieder oberhalb der wichtigen Unterstützungen. Auch die seit September bestehende Abwärtstrendlinie konnte dabei bullish getriggert werden, sodass sich das Chartbild für den S&P nach der Wahl wieder deutlich aufgehellt hat. Ein neues Allzeithoch wie beim DOW Jones konnte der breiter gefasste S&P dabei allerdings nicht erreichen.
Da die vollzogene Rallybewegung nach der US-Wahl am Mittwoch zum Wochenschluss etwas an Dynamik verlor ist es nicht unwahrscheinlich, dass der S&P zum Wochenstart zunächst eine Pullbackbewegung an die eingezeichnete Abwärtstrendlinie vollziehen wird. Hier wird sich dann auch zeigen, ob die Wahl Donald Trumps zum 45. US-Präsidenten dauerhaft für steigende Notierungen und eine Jahresendrally sorgen kann oder ob es sich bei der Aufwärtsbewegung nur um ein kurzes Strohfeuer gehandelt hat.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Rallybewegung größtenteils auf die Eindeckung von Leerverkäufen zurückzuführen ist bleibt zumindest ein gewisses Restrisiko, dass sich die Skepsis über eine Präsidentschaft Donald Trump nicht komplett auflöst und der Markt beginnt, angedachte Reformen und Vorgehen zu hinterfragen. Die o.g. Pläne des künftigen US-Präsidenten bieten zumindest das Potenzial zur Diskussion.
Unterstützungen und Widerstände:
Unterstützungen |
Widerstände |
2.150 |
2.164 |
2.141 |
2.173 |
2.135 |
2.183 |
2.120 |
2.193 |
2.108 |
2.200 |
Ausblick für den S&P 500:
Nach der dynamischen Aufwärtsbewegung nach dem zwischenzeitlichen Abverkauf befindet sich der S&P 500 mittlerweile wieder in einer Konsolidierungsphase. Hierbei wurde zunächst ein fallendes Dreieck ausgebildet. Dies ergibt sich aus den temporär niedrigeren Hochs und dem Unterstützungsbereich bei 2.150 Punkten. Dieser Bereich führte bereits drei Mal zu Richtungswechseln und hat demnach eine gewisse technische Bedeutung.
Sollte dieser Bereich zu Wochenbeginn nicht gehalten werden können, bestünde auch das Szenario eine bullishe Flagge als Korrekturformation auszubilden. In diesem Fall wäre die untere Trendlinie und die 50er-EMA bei 2.141 Punkten ein entsprechendes Kursziel.
Sollte die Abwärtstrendlinie auf der Oberseite bullish aufgelöst werden, stünde zunächst der Widerstand bei 2.183 Punkten auf der Agenda bevor im Anschluss das bisherige Allzeithoch bei 2.193 Punkten wieder ins Visier genommen werden könnte.
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