Die am Mittwoch einsetzende Rally nach der Wahl wurde beim Nasdaq teilweise wieder abgebaut, während die Gewinne beim DOW Jones und dem S&P 500 größtenteils verteidigt werden konnten. Dies ist schlussendlich darauf zurückzuführen, dass die Technologieaktien und insbesondere die Schwergewichte unter Donald Trump einen schlechteren Stand haben dürften als unter der bisherigen demokratischen Regierung. Aus dem vorgelegten 100-Punkte-Plan Donald Trumps wird deutlich, dass die Wirtschaft wieder angekurbelt werden soll, der Fortschritt, die Forschung und die Umwelt hier aber nicht das Mittel zum Zweck sind.
Übergeordnete Marktsituation NASDAQ – 14. November 2016
Im Vergleich zum DOW Jones und dem S&P 500 gelang es dem Nasdaq in den letzten Wochen häufiger kurzfristig neue Allzeithochs zu markieren. Nach der US-Wahl zeigt sich jetzt aber ein anderes Bild. Während der DOW Jones mit einem neuen Allzeithoch ins Wochenende ging, blieb der Nasdaq durchgängig unter seiner Rekordmarke bei 4.925 Punkten und musste insbesondere am Donnerstag wieder deutlichere Verluste hinnehmen. Auf Wochenbasis blieb dem Nasdaq somit nur ein geringer Kursgewinn. Allerdings konnte der Nasdaq am Donnerstag und Freitag nach seinem jeweiligen Tagestief bei 4.685 Punkten auch wieder bullishes Momentum aufbauen, was tendenziell ein positives Zeichen ist, da nach wie vor Käuferinteresse vorhanden ist.
Daher ist es zu Beginn der kommenden Woche durchaus realistisch, dass der Nasdaq nochmals das Vorwochenhoch ins Visier nimmt und die zwischenzeitliche Schwäche ad acta legen kann. Dort stünde dann eine erneute Richtungsentscheidung auf dem Plan, die aufgrund des derzeitigen unsicheren politischen Umfelds tendenziell eher zu Gunsten des Bärenlagers ausfallen dürfte.
Auf der Unterseite haben wir mit der 200er-EMA und dem Vorwochentief bei 4.558 zwei wichtige Unterstützungsbereiche. Sollten diese allerdings bearish durchbrochen werden besteht beim Nasdaq durchaus das Risiko, dass das Tief vom 27. Juni bei 4.177 Punkten in den Fokus rückt.
Dass gerade die Technologiewerte vom Wahlsieg Trumps nicht profitieren können, hängt auch mit dem erwarteten Kurswechsel und dem Republikaner zusammen. Weg von Technologie, Umwelt und Solarstrom hin zu Stahl, Beton, Infrastruktur und Kohle. Ein Gezeitenwandel, der den Technologieaktien konsequenterweise nicht unbedingt zu bekommen scheint.
Amazon kam dabei mit am stärksten unter Beschuss, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass Amazon-Chef Jeff Bezos sich vor der Wahl relativ deutlich gegen Trump ausgesprochen hat und sich deutlich weiter aus dem Fenster gelehnt hat als andere. Die Retourkutsche scheint nicht lange auf sich warten zu lassen. So plant Trump zukünftig auch im E-Commerce Bereich die Steuerfreiheit bei der Umsatzsteuer (=Mehrwertsteuer) zu kippen. Damit dürfte ein ungemeiner Wettbewerbsvorteil für Amazon und Co. gegenüber dem Einzelhandel in Zukunft der Geschichte angehören.
Um das etwas zu veranschaulichen und die Konsequenzen aufzuzeigen, genügt ein einfaches Beispiel:
In Deutschland ist es so, dass auf jedes verkaufte Produkt oder jede erbrachte Dienstleistung Umsatzsteuer erhoben wird. Bei Lebensmitteln sind es bspw. 7 Prozent und bei Dienstleistungen oder Kleidung regelmäßig 19 Prozent.
In den USA ist das beim Online-Einkauf nicht der Fall. Dort ist der Einkauf von der Umsatzsteuer befreit. Verkauft jetzt der Einzelhandel eine Krawatte für 10,- USD müssten, unter Annahme der hiesigen Steuersätze, 1,60 USD (8,40 Nettopreis zzgl. 19 Prozent Umsatzsteuer = 10,- USD) an den Fiskus abgeführt werden. Dem Unternehmer bleibt ein Nettoumsatz von 8,40 USD. Amazon muss keine Umsatzsteuer abführen und behält die vollen 10,- USD in der Kasse. Wird dieses Privileg jetzt aufgehoben, bleibt Amazon bei gleichen Preisen ein geringer Netto-Umsatz. Werden die Preise angehoben um die Besteuerung auszugleichen, dürfte sich das negativ auf die Nachfrage auswirken. Dabei sei aber noch angemerkt, dass die Umsatzsteuersätze in den USA deutlich geringer sind als hier zu Lande.
Ein weiteres belastendes Thema sind die unversteuerten hohen Cashbestände der Tech-Unternehmen im Ausland. Insbesondere Apple ist hier als ein Musterbeispiel zu nennen. Derzeit wird darüber spekuliert, dass die Unternehmen mit hohem Auslandsvermögen einmal die Möglichkeit bekommen, das Geld mit einem geringen Steuersatz zurückzuholen und hier in den USA zu investieren. Auf den ersten Blick erscheint diese Gangart durchaus positiv für die Unternehmen zu sein. Mit dem zweiten Blick sollte man aber schauen welche Konsequenzen daraus noch resultieren könnten. Sofern die Konzerne nicht darauf eingehen sollten besteht das Risiko, dass sie durch die Legislative dazu gezwungen werden und dann das Auslandsvermögen ohne Ausnahmeregelungen versteuern müssten. Auch hier birgt die derzeitige Entwicklung ein gewisses Risiko für die Aktionäre.
Unterstützungen und Widerstände:
Unterstützungen |
Widerstände |
4.684 |
4.760 |
4.652 |
4.788 |
4.630 |
4.837 |
4.595 |
4.880 |
4.558 |
4.923 |
Ausblick für den NASDAQ:
Der Nasdaq konnte die zweite Abwärtsbewegung nach der US-Wahl ziemlich genau am 61,8er-Retracement des bullishes Reversals beenden und auf diesem Kursniveau mittlerweile einen Doppelboden ausbilden. Damit befindet sich der Nasdaq aktuell in einer Seitwärtsrange zwischen 4.681 Punkten und 4.790 Punkten.
Auf der Oberseite ergibt sich aufgrund der gleichverlaufenden 50er- und 20er-EMA ein temporärer Widerstandsbereich, den der Nasdaq zunächst überwinden muss bevor das Vorwochenhoch bei 4.881 Punkten erneut getestet werden kann.
Sollte der Doppelboden bearish durchbrochen werden, stünde mit der 200er-EMA ein weiteres Zwischenziel auf der Agenda. Diese befindet sich auf identischem Kursniveau wie das 76,4er-Retracement. Darunter stünde die Marke bei 4.557 Punkten als Bewegungsursprung auf der Agenda.
FANG“ haben unter Donald Trump keinen guten Stand:
Facebook:
Die Facebook-Aktie kam zunächst im Zuge der Quartalszahlen Anfang November unter Druck, konnte dabei aber die 200er-EMA (gelb) noch verteidigen. Eine dynamische Gegenbewegung konnte in der Folge allerdings nicht gestartet werden, wobei die 100er-EMA (hellblau) die Korrektur auf der Oberseite begrenzte. Im Zuge der US-Wahl setzte die Aktie dann zu einer weiteren Abwärtsbewegung an, welche zeitweise du einem bearishen Bruch der 200er-EMA führte. Bis zum Wochenschluss konnte diese wichtige Unterstützung allerdings zurückerobert werden, sodass diese Unterstützung weiterhin intakt bleibt.
Dabei könnte das derzeitige Kursniveau zur Stabilisierung genutzt werden und somit als Fundament für eine neue dynamische Aufwärtsbewegung genutzt werden.
Amazon:
Auch die Amazon-Aktie kam im Gegensatz zum Gesamtmarkt am Donnerstag verstärkt unter Druck. Dies ist hauptsächlich auf das schlechte Verhältnis zwischen Amazon-Chef Jeff Bezos und dem neuen US-Präsidenten Donald Trump sowie die mögliche Besteuerung der Umsätze im E-Commerce zurückzuführen. Dabei fungierte die 200er-EMA als entscheidende Unterstützung. Auf diesem Kursniveau setzte die Aktie zur Stabilisierung an und konnte diese Marke auf Wochenschlusskursbasis verteidigen. Auch hier bietet das derzeitige Kursniveau die Chance zum Einstieg auf der Longseite mit einem Stopp-Loss unter der 200er-EMA und dem damit einhergehenden Vorwochentief.
Netflix:
Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen konnte die Netflix-Aktie deutliche Kursgewinne verbuchen. Am Donnerstag kam allerdings auch der Streaming-Anbieter stark unter Druck und konnte nur knapp die Unterstützung bei 112,- USD verteidigen. Am Freitag wurde die Netflix-Aktie ohne weitere nennenswerte Bewegung gehandelt, sodass diese Unterstützung vor dem Wochenende ebenfalls verteidigt werden konnte. Die 50er-EMA (lila) wirkt hier ebenfalls stützend.
Wie auch bei Amazon und Facebook wurde ein interessantes Kursniveau für Longeinstiege erreicht. Eine Stopp-Setzung bietet sich knapp unterhalb der 50er-EMA an. Alternativ bieten sich auch die Unterstützungen bei 107,- USD und 103,75 USD zur Verlustbegrenzung an.
Alphabet (Google):
Die Aktie von Alphabet (Google) hat nach der US-Wahl am Mittwoch mittlerweile ein Gap-Closing des Gaps vom 29. Juli vollzogen. Die 200er-EMA befindet sich auf einem ähnlichen Kursniveau und spielte wie auch bei Amazon und Facebook eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung.
Wie auch bei den anderen drei Aktien besteht bei Alphabet die Chance eine neue Aufwärtsbewegung auf diesem Niveau zu etablieren oder zumindest eine technische Gegenreaktion einzuleiten. Gelingt dies nicht und wird die 200er-EMA zum Wochenstart nachhaltig unterschritten könnte es hier zu weiteren Rücksetzern kommen, welche die Aktie zunächst bis auf 753,- USD und im Anschluss bis auf 715,- USD führen könnte.
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