Die Abwärtsbewegung beim EUR/USD und die damit einhergehende Stärke des Greenback setzt sich weiter fort. Dabei boten auch die bisherigen Unterstützungsbereiche keine ausreichende Stärke für eine nachhaltige Stabilisierung. Damit rücken beim Währungspaar nun entscheidende Marken in den Fokus. An diesen übergeordneten Unterstützungen, welche auch im Wochen- und Monatschart eine hohe Bedeutung haben, wird sich entscheiden, ob der Euro die Parität noch verhindern kann und die Oberhand gegenüber dem Greenback behält oder ob sich das Blatt das erste Mal seit 2002 wieder zu Gunsten des USD wendet.
Großwetterlage EUR/USD:
Um die derzeitige Lage beim EUR/USD zu analysieren sagt in diesem Fall ein Bild mehr als tausend Worte. Gemeint ist hierbei insbesondere der Monatschart zwischen der europäischen Gemeinschaftswährung und der der sog. Weltleitwährung, dem US-Dollar.
Hier wird besonders deutlich wie angespannt sich die derzeitige technische Situation darstellt. Zum Abschluss der starken Abwärtsbewegung zwischen Mai 2014 und März 2015 notierte das Währungspaar EUR/USD zeitweise bei 1,0458 USD und bildete hier einen übergeordneten Tiefpunkt aus. Im Dezember 2015 wurde der Bereich nach einer zwischenzeitlichen Korrektur über den Sommer nochmals getestet. Hierbei erreichte das Währungspaar zwischenzeitlich Notierungen um 1,0530 USD und etablierte damit eine leicht aufsteigende Tendenz.
Allerdings gelang es der europäischen Gemeinschaftswährung nicht aus der übergeordneten Korrekturphase bullish auszubrechen und den Widerstand bei 1,1580 USD nachhaltig zu überwinden. Dies resultierte auch aus dem Umstand, dass die amerikanische Notenbank ihren Kurs änderte und eine Straffung der Leitzinsen umzusetzte. Auch wenn den Plänen bislang keine überzeugenden Taten folgten, verhinderten die Spekulationen eine aufkommende Stärke des Euro.
Jetzt scheint das FED die Leitzinsen im Dezember tatsächlich erneut anzuheben. Eine Tatsache, die der Markt bereits vor der US-Wahl zunehmend eingepreist hat und nicht ursächlich für die starke Abwärtsbewegung beim EUR/USD in den vergangen Handelswochen ist. Hier wirken sich vor allem die steigenden Inflationserwartungen unter einem Präsident Donald Trump aus, die die amerikanische Notenbank dazu zwingen könnte, zukünftig mit den Falken und nicht mit den Tauben in Richtung Wirtschaftswachstum zu fliegen.
Wie immer gilt auch hier, dass der Markt solche Erwartungen nur zu einem gewissen Grad vorwegnimmt und niemals vollends einpreist, solange keine abschließenden Fakten auf dem Tisch liegen. Ob die Maßnahmen, die Donald Trump umsetzen möchte, tatsächlich greifen und eine deutlich schneller wachsende und stärker aufblühende US-Wirtschaft zur Folge haben, kann derzeit nicht ohne weiteres bestätigt werden. Damit ist auch eine anziehende Inflation in den USA bislang nur eine spekulative Annahme.
Ob diese Spekulationen am Ende ausreichen um beim EUR/USD eine Parität herbeizuführen, kann derzeit niemand wissen, da das ökonomische Umfeld eben noch unbestimmt ist. Sicherlich kann man hier von einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung sprechen (wenn der Markt die Parität will, wird er diese auch bekommen), dieses Argument habe ich allerdings auch schon im März 2015 gehört. Prophezeiungen haben eben auch ihre Tücken und diese Tücken liegen in diesem Fall bei den o.a. übergeordneten Unterstützungen aus dem März und Dezember 2015.
Solange das Währungspaar diese Bereiche nicht nachhaltig unterschritten hat, besteht durchaus die Chance auf eine Gegenbewegung.
Übergeordnete Marktsituation EUR/USD – 21. November 2016
Diese Gegenbewegung hat das Währungspaar im Verlauf des gestrigen Handelstages in Ansätzen zwar gezeigt, konnte die zwischenzeitlichen Zugewinne aber nicht bis zum Tagesende halten. Damit bleibt das bearishe Momentum weiterhin der Taktgeber beim EUR/USD.
Ein Test der Unterstützungen bei 1,0530 USD und 1,0458 USD ist daher in den kommenden Handelstagen nicht ausgeschlossen und bildet damit das Szenario mit der höchsten Wahrscheinlichkeit. Allerdings beinhaltet die Ausdehnung der derzeitigen Abwärtsbewegung auch ein gewisses Maß an Risiko für eine plötzlich einsetzende technische Gegenreaktion. Anleger sollten daher auch auf der Shortseite mit einem gewissen Maß an Achtsamkeit in die kommenden Handelstage gehen, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Bei einem nachhaltigen Bruch des 2015er-Tiefs bei 1,0458 USD wäre dann auch die Last Line of Defense des Bullenlagers gebrochen und unter technischen Gesichtspunkten der Weg bis zur Parität frei.
Unterstützungen und Widerstände:
Unterstützungen |
Widerstände |
1,0587 |
1,0649 |
1,0568 |
1,0741 |
1,0530 |
1,0816 |
1,0520 |
1,0864 |
1,0458 |
1,0923 |
Ausblick für den EUR/USD:
Lässt man die zwischenzeitliche Volatilität im Zuge der US-Wahl einmal außen vor ergibt sich für den EUR/USD ein konstanter Abwärtstrendkanal, welcher auf der Oberseite bereits mehrfach getestet worden ist. In Verbindung mit dem Korrekturhoch bei 1,0649 USD bietet ein bullisher Ausbruch über die obere Abwärtstrendlinie die Möglichkeit, eine Bodenbildung bzw. eine technische Gegenbewegung zu etablieren.
Projiziert man die obere Abwärtstrendlinie auf das Tagestief vom 14. November ergibt sich hier innerhalb des Trendkanals das nächste Kursziel auf der Unterseite. Dieses Kursziel stellt zugleich den letzten Unterstützungsbereich dar, bevor die Parität des Euro gegenüber dem USD auf die Agenda rückt.
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